Australian Shepherd vs. Border Collie

Wie schon mehrmals erwähnt bin ich eher zufällig in den Genuss eines Border Collies gekommen und nachdem ich jetzt schon über 3 Jahre mit diesen beiden Rassen verbringe und auch in meinem näheren Umfeld beides ständig um mich habe, kann ich doch sehr genau sagen (auch wenn sich viele Border und auch Aussies im einzelnen unterscheiden) wie sich die zwei Rassen im einzlenen FÜR MICH unterscheiden.

Evtl. hilft es ja auch euch zu entscheiden was es wird ;-)

Abgesehen vom Agility (welches wir mehrmals die Woche trainieren und es somit zu der Nummer 1 meiner Beschäftigungsmöglichkeiten zählt) fange ich erst mal an mit dem:

-> Alltag

..denn dieser ist einfach das Hauptaugenmerk, denn ich lebe tatsächlich MIT meinen Hunden zusammen in einem Haushalt, bin sehr viel unterwegs und das auch im Ort und meine Hunde sind einfach immer bei mir und müssen viel über sich ergehen lassen :D

Die Aussies haben einfach Nerven aus Drahtseilen und dazu meist noch eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein, was es zu einem Kinderspiel macht diese auch Situationen auszusetzen die dem Hund viel abverlangen. Hat der Aussie Probleme mit solchen Situationen, knurrt oder bellt er Fremde an (meist ein Zeichen von Unsicherheit), dann liegt das meist nicht am Hund, sondern am Besitzer der ihm diese Sicherheit nicht vermittelt!

Nicht so beim Border.. der in solchen Situationen oft gestresst ist oder gar hektisch reagiert, weil er nicht weiß wie er damit umgehen soll, ist er es von klein an gewohnt, dann kann er genauso gelassen sein wie ein Aussie es ist, wenn der Besitzer weis wie er die Hunde zu führen hat. Der Border ist aber generell eher mit fremden Menschen "verträglich" oder offener als der Aussie.

Ich lege das nicht nur an meinen Hunden fest, ich kenne Aussies seit über 12 Jahren, konnte schon hunderte davon kennen lernen, auch der Border begegnet mir seit dem Jahr 2005 regelmäßig und vor allem auf Turnieren sehe ich diese auch in Stresssituationen sehr oft und rede deshalb von VIELEN aber nicht komplett von einer Rasse!

Sicherlich gibt es auch Border die in Situationen (wie ein großer Menschenandrang) absolut relaxed bleiben und ebenso kenne ich Aussies die damit ebenso wenig anfangen können, aber ich berichte hier von meinen ganz persönlichen Eindrücken und Erfahrungen und die kann man teilen oder auch nicht ;o)

Wollt ihr lieber einen Hund der im Alltag und der Familie absolut unkompliziert ist und dafür beim Sport etwas hinterherhinkt?

Oder doch lieber eine reine Sportskanone mit der man sicher weit kommt aber die dafür evtl. nicht komplett in den Alltag einbezogen werden kann?

Einen perfekten Hund gibt es nicht.. genauso wenig wie einer von uns perfekt sein könnte.. man sollte sich nur immer vor Augen halten was einem WICHTIG ist ;o)

Machen wir uns nix vor.. im Agi ist mittlerweile ein so großer Druck auf die Schnelligkeit gelegt, das immer mehr zum Aussie aus Arbeitslinie oder eben den Border Collie greifen um weit vorne mitrennen zu können. Das die Wahrscheinlichkeit größer ist, einen schnellen Border zu bekommen als einen schnellen Aussie, das sehe nicht nur ich so, jedoch sollte man auch andere Dinge beachten. Ich musste viel Kraft, Nerven und Geduld bei der Ausbildung des Border Collies aufbringen, zumindest mehr als beim Aussie. Meine Aussie Nachzucht zeigt sich im Agility oft genauso schnell wie die Border, wenn siegescheit ausgebildet wurden.

Ich selbst habe da nichts gegen.. jeder sollte sich den Hund zulegen von dem er das erwarten kann was ihm wichtig ist. Mir persönlich ist der Alltag das wichtigste, denn das ist nunmal das wo wir uns am meisten befinden.

Der Aussie hat oft einen hohen Schutztrieb was ihn im Alltag oft nicht ganz einfach macht,  wenn man mitten im Ort wohnt, der Border zeigt sich oft sehr unsicher mit neuen Untergründen, Treppen oder bestimmten Geräuschen.

Im Hüten hat jeder seinen Bestimmten Bereich in dem er glänzt. Ich finde dort kann und sollte man die Tiere auch nicht miteinander vergleichen.

Beispiel -> Die Hundewiese!

Ich bin ein geselliger Mensch und treffe mich gerne mit Gleichgesinnten zu einem großen Spaziergang auf großen Flächen wo auch andere Hunde rumspringen. Ich liebe es viele Hunde beobachten zu können, in ihrem Verhalten zu lesen und gleichzeitig das Neuste zu erfahren  :D

Meine Hunde spielen dabei eine große Rolle, denn ich würde niemals ohne sie auf diese Treffen gehen, dafür sind solche ja schließlich geschaffen worden! Wir sind meist über eine Stunde unterwegs und das mit bis zu 15 Hunden gleichzeitig. Zwischendrin gibt es Foto-Stopps und viel Gequatsche, alle vier Hunde von mir reagieren anders.

Feeby ist der unangefochtene Chef in dieser Meute, keiner traut sich ihr zu nah zu kommen (mit gutem recht), Paul sucht sich seine Freunde selbst aus, es dauerte lang bis er alle, die regelmäßig mitgehen, wirklich akzeptierte und jetzt ohne Probleme mitlaufen kann, Oona mag eigentlich alle Hunde ist aber sowieso öfter damit beschäftigt aufzupassen das die Meute zusammen bleibt als die Zeit damit zu verbringen neue Freundschaften zu schließen und dann kam noch der Border „Twixx“ der immer und überall ist, aber so garkeinen Freund BRAUCHT!!

Ich denke das ist einer von den vielen Unterschieden.

Der Aussie benötigt auf kurz oder lang einen Hund an dem er sich orientiert oder ich sag es mal so… es liegt ihm am Herzen das er mit der Gruppe gut auskommt, gerade wenn man sich regelmäßig sieht, dem Border (habe ich das Gefühl) ist dies völlig egal.

Er schnuppert kurz (wenn überhaupt) und gibt sich mit dem zufrieden was er hat oder nicht hat. Hauptsache er hat etwas zu tun. Es ist schon sehr auffällig und einer der Gründe warum ich mich für eine Rasse entschieden habe. Auch in der Hundeschule sieht man dies sehr extrem. Mit allen meinen Hunden habe ich die Welpen- und Junghundestunde besucht. Alle meine Aussies (bis auf Feeby) haben dort gespielt, nicht so die Border Collies die ich in meinen Kursen hatte oder auch Twixx. Sicherlich zeigt sie ein gewisses Interesse an anderen Hunden, aber NUR wenn diese sich schnell bewegen. Kleines, als spiel gemeintes balgen gibt es nur hier daheim auf der Couch oder auf ihrer Decke mit Oona und/oder Paul. Sobald wir das Haus verlassen legt der Schalter um und der Border ist auf Arbeits-Modus, wohin gegen der Aussie zwar auch aufdreht, aber noch normal agiert und ansprechbar bleibt wie auch innerhalb des Hauses.

-> Fremde Menschen, streicheln lassen und der gute alte Schutztrieb!

Tja.. da geht der Punkt wieder an den Border. Alle meine Aussies und auch viele die ich kenne, lassen sich nur sehr ungern von fremden anfassen oder dulden diese nur ungern auf dem eigenen Grundstück. Hier unterscheidet sich der Border (finde ich) sehr vom Aussie, denn viele Border Collies sind super Menschenbezogen und nicht nur in Hinsicht auf den eigenen Besitzer (so wie der Aussie als EIN-MANN- HUND beschrieben wird) sondern eben auch zu fremden. Grade Kinder sind für SEHR viele Aussies ein SEHR großes Problem, sie gehören ihrer Meinung nach einfach nicht ins Menschenschema und ich musste in dieser Hinsicht bisher bei ALLEN meinen Aussies und auch bei dem von meinen Freunden sehr aufpassen und würde für keinen die Hand ins Feuer legen.

Nicht so mit Twixx und auch viele andere Border!! Bestes Beispiel war beim letzten Turnier!! Ein Kleinkind (ich schätze 1,5 Jahre) stand mit der Mutter vor der Reithalle und statt wie Oona sich einfach abzuwenden, wurde Twixx ihr Interesse jetzt erst richtig geweckt. Sie wird dann KOMPLETT anders… sie quietscht vor sich hin, grinst (sie zeigt dann tatsächlich alle Zähne) was das Zeug hält und scharwenzelt voller Freude um das kleine Geschöpf herum und versucht es die ganze Zeit zu küssen :D

Ich hatte schon immer die Einstellung, das ich keinem meiner Hunde in solchen Situationen zu 100% vertraue und sie IMMER unter Aufsicht lassen würde, aber bei Twixx bin ich mir mehr als sicher, dass sie in solch einer Situation NIE UND NIMMER etwas negatives tun würde (aber keine Angst, auch sie würde ich nie ohne Aufsicht mit einem Kleinkind alleine lassen!)

 Genauso müsste ich bei ihr nie Angst haben, dass sie mal einen Besuch zwickt oder gar verbellt… wohin gegen ich Aussies kenne (unter anderem auch Feeby) die dies gerne mal tun.

->Im Haus und der Familie

Hier muss ich beiden den Punkt geben... und im Haus unterscheiden sich diese zwei Rassen meiner Meinung nach überhaupt nicht. Sie sind beide sehr relaxed, sind sehr anhänglich und bis auf ein paar Kontrollgänge um zu gucken ob dabei was zu fressen abfällt, sind sie absolut ruhig und fallen meist gar nicht auf. Twixx fühlt sich drinnen deutlich stärker wie draußen und stellt des Öfteren Besitzansprüche und vertritt dies auch durch eine sehr klare Körpersprache, ich habe dieses Verhalten schon öfter von befreundeten Border-Besitzer/Züchter mitbekommen, jedoch ist dies (meiner Meinung nach) eine Form der Erziehung und keine Eigenschaft des Borders!

So und zu guter Letzt -> Das ARBEITEN

Hier geht der Punkt ¾ an den Border und ¼ an den Aussie!

Warum? Ein ganz großer Punkt ist einfach, das der Border IMMER arbeiten möchte, egal ob er heute schlecht drauf ist oder gestern noch eine Magenverstimmung hatte, er ist immer zu 100% dabei und gibt einfach alles. Wohin gegen sich der Aussie oftmals „feiern lässt“ und auch mal nen schlechten Tag hat.

Ich sage manchmal… der Aussie hat mehr Persönlichkeit... es kommt mir vor als wenn man eine richtige Partnerschaft mit ihm eingeht (mit seinen Ecken und Kanten), wobei der Border immer etwas seine Distanz behält. Ein Border arbeitet von dir weg, aber dann nicht schlechter oder besser, sondern bleibt dabei konstant. Ein Aussie wird unsicherer umso weiter er sich von dir entfernt und du als Stütze nicht mehr vorhanden bist. Hier rede ich hauptsächlich vom Agility und Hüten! Der Border hat die schnellere Reaktion und/oder wie ich immer so schön sage „den nötigen BUMS“ im Hintern (dies bezieht sich nur auf´s Agility), den man oft braucht um einfach weiter zu kommen. Auch hier gibt es wieder Hunde die aus der Reihe tanzen und somit kenne ich auch Border die im Agility rumschleichen und Aussies die den Border Konkurrenz machen, dies ist aber eher die Ausnahme statt die Regel ;o) Beim Hüten haben diese zwei Rassen eine absolut konträre Arbeitsweise oder wie ich immer sage.. der stiel des arbeitens könnte nicht anderst sein, obwohl sie identisch ausgebildet werden!

ABER wieder bin ich an dem Punkt wo ich sage...  jedem das seine!!

Für mich steht fest… dass der Border in meinem Leben wohl nicht dauerhaft bestehen wird, damit möchte ich nicht sagen das mein Bordertier schlechter ist wie meine Aussies (NIEMALS!!)

Ich habe aber MEINE RASSE schon vor langer Zeit gefunden und bleibe dieser treu, auch wenn manche evtl. nicht verstehen können wieso mir mein Alltag wichtiger ist wie Agility oder hüten.

Ganz einfach.. ich verdiene damit nicht mein Geld, ich brauche es nicht dringend zum leben, ich betreibe es mit einem mittelmäßigen Ehrgeiz und mein Hauptaugenmerk liegt einfach darin HARMONISCH mit meinen Hunden zusammen zu leben. Ich möchte meine Hunde nicht in einer Box daheim halten und nur zum Arbeiten raus lassen, ich möchte sie einfach erleben und tatsächlich überall mit ihnen hingehen können.

Ob Arbeitslinie oder Showlinie.. das ist ein anderes Kapitel (das ich genauso wie die Frage nach Rüde oder Hündin auch noch einmal genauer beleuchten werde), fest steht das ich alle meine Hunde genauso mag wie sie sind, ob sie jetzt einen Pokal nach dem anderen holen, Bestzeiten laufen oder eben doch „nur“ mein BESTER FREUND sind, für mich ist eins klar geworden:

 Border und Aussie haben viel gemeinsam, sind aber dennoch von Grund auf verschieden!!

Hier  noch einmal im Überblick meine Beweggründe warum ich mich für den

Aussie entschieden habe:

 

1.    Ich kenne mich mit den Linien und dessen Hintergrund besser aus

2.   Ich finde das ein Aussie besser zu meiner „Energie“ und meinem Gemüt passt

3.   Ich denke das ich mehreren Bordern nicht gewachsen wäre

- Jedoch möchte ich damit nicht sagen, das ein Aussie weniger anstrengend ist, dieser aber einfach eine ganz andere „Energie“ (und das nicht auf die körperlich bezogene) hat, dabei geht es mir mehr um die Psyche des Hundes.

4.   Steht zwar noch nicht fest ob Twixx jemals in die Zucht gehen wird, aber für mich steht fest dass ich selbst nichts aus ihr behalten werde und in dieser Sache weiterhin auf meine Züchterfreunde vertraue und mich selbst nicht groß mit dem Hintergrund des Borders befassen werde.

5. Habe ich mit dem Thema Aussie genug zu tun J

Ich möchte zuletzte noch einmal ausdrücklich erwähnen, das ich super glücklich mit meiner Entscheidung bin einen Border bei mir aufgenommen zu haben und bin froh das Twixx bei uns ist. Auch arbeite ich sehr gerne mit ihr und dieser schnellen Auffassungsgabe und diesem Willen immer alles zu geben. Jedoch bin ich selbst ein Mensch der schnell „hochfährt“ und dies oft nicht merkt, sprich ich oder auch meine Freunde ertappen mich öfter dabei wie ich zunehmend hektischer werde im Umgang mit Twixx, was mir bei meinen Aussies nie passiert ist. Und genau DAS meine ich mit dieser bestimmten „Energie“ die die jeweiligen Rassen mit sich bringen.

 

Ich hoffe ich habe euch damit etwas mehr geholfen, solltet ihr dazu noch Fragen haben oder Anregungen (Kritik?) dann beantworte ich diese gern und nehme auch die Kritik gerne an ;o)

Allround Australian Shepherd 0